01. März bis 12. April 2025
Strawalde, geboren 1931 in Frankenberg/Sachsen als Jürgen Böttcher und unter diesem Namen als bedeutender, national und international ausgezeichneter Dokumentarfilmer bekannt, hat parallel ein beeindruckendes malerisches und zeichnerisches Werk geschaffen. Seit Mitte der 70er Jahre hat der Künstler seine Bilder mit Strawalde signiert, den Namen des Ortes seiner Jugend, Strahwalde in der Oberlausitz, abwandelnd. In beiden Kategorien – Film und bildender Kunst – eckte er in der DDR an und war Zensur und Repressalien unterworfen.
Das Werk von Strawalde entzieht sich gängigen Kategorien: da sind einerseits seine fiktionalen Frauenporträts in strahlenden Farben und da sind andererseits seine auf den ersten Blick unfigürlichen Werke, assoziativ aufgebaute Farbräume, in denen die Erfahrungen und Erlebnisse des Künstlers ihre Spuren hinterlassen haben, ohne dass diese erzählerisch verarbeitet werden. Mal rätselhaft, mal grotesk, mal melancholisch, mal voller Lebensfreude und Vitalität.
Großen Raum in Strawaldes Werk nehmen Collagen ein (auch in seinen Gemälden finden sich häufig collagierte Elemente). Asiatische Kalligrafien, antiquarische Stiche, Seiden aus Lyon, Scherben chinesischen Porzellans und andere meist handwerkliche Produkte von einnehmender haptischer und optischer Qualität werden malerisch und zeichnerisch mit Tusche, Tee, Aquarell- oder Ölfarbe verbunden und verwoben zu Bildgeflechten voller Sinnlichkeít. und Ausdruckskraft.
„Meine Zeichnungen, Blätter und Bilder beschwören wohl assoziative Räume, dabei gibt es aber die Sinnlichkeit des Stofflichen und die ist nicht abstrakt, eher entschieden begrifflich. Es hat vielmehr mit Erde, mit Haut und Haar, mit Stein und Himmel zu tun, auch wenn es scheinbar nichts Deutliches erzählt“ Strawalde/ Sprechtext
Vita
1931
geboren als Jürgen Böttcher in Frankenberg / Sachsen geboren, wächst in Strahwalde / Oberlausitz auf.
1944
der ältere Bruder wird als Soldat bei einer Übung durch eine Platzpatrone getötet.
1949-53
Böttcher studiert Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Dresden u.a. bei Wilhelm Lachnit.
1953-55
freischaffend in Dresden tätig; als Lehrbeauftragter an der Volkshochschule zählen Peter Herrmann, Peter Makolies, Ralf Winkler/A.R. Penck, Peter Graf und Winfried Dierske zu seinen Schülern.
1954-64
Ehe mit der Textilkünstlerin Agathe Böttcher
1955-60
zieht nach Berlin um und studiert Regie an der Deutschen Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg.
1959
lernt er die Schauspielerin und Malerin Erika Dobslaff kennen, die er 1969 heiratet, 1970 wird ihr Sohnes Lucas geboren.
1960-91
Regisseur im DEFA-Studio für Dokumentarfilm; es entstehen zahlreiche Dokumentarilme, so u.a. 1961 „Drei von vielen“, 1962 „Ofenbauer“, 1964 „Jahrgang 1945“,1972 „Wäscherinnen“, 1978 „Martha“, 1984 „Rangierer“, 1990 „Die Mauer“
1961
ist Böttcher in der Ausstellung „Junge Kunst – Malerei“ in der Deutschen Akademie der Künste in Berlin vertreten, die ebenso wie seine Bilder scharf kritisiert wird. Er wird aus dem Verband Bildender Künstler ausgeschlossen. Böttchers erster Film über seinen Dresdner Freundeskreis wird verboten.
1964
Beginn der Freundschaft mit Wolf Biermann, bis zu Biermanns Ausbürgerung aus der DDR 1976 zahlreiche gemeinsame Sommeraufenthalte in Lütow auf Usedom
um 1975
Jürgen Böttcher beginnt seine bildkünstlerischen Werke mit „Strawalde“ zu signieren, angelehnt an den Ort seiner Kindheit Strahwalde in der Oberlausitz
1978
erste größere Ausstellung seiner Bilder, Collagen und Zeichnungen im Leonhardi-Museum in Dresden
seit 1978
Einladungen zu internationalen Film-Festivals, zahlreiche Preise
1979
Nationalpreis Zweiter Klasse im Kollektiv von Regisseuren des DEFA-Studios für Dokumentarfilme für „Martha“
1982
die Nationalgalerie in Berlin (Ost) erwirbt das Gemälde „Bewegung“ von 1958.
ab 1986
zahlreiche internationale Preise und Ehrungen für sein filmisches Werk
1990
Retrospektive im Zentrum für Kunstausstellungen (der DDR) im Alten Museum in Berlin
1991
Strawalde lehrt an der Sommerakademie in Salzburg, hält Vorlesungen in Basel und veranstaltet mit A.R. Penck eine Malaktion in Berlin-Wedding
1996
Einzelausstellungen im Leonhardi-Museum in Dresden und im Esslinger Kunstverein, Villa Merkel
1997
Kunstpreis der Sächsischen Landeshauptstadt Dresden
1998
Wahl zum Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste, Dresden
1999
Werke Strawaldes werden von der Sammlung des Deutschen Bundestages erworben
2001
Verleihung des Verdienstkreuzes 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland
2002
mehrere Jubiläumsausstellungen anlässlich seine 70. Geburtstages
2003
Preis der DEFA-Stiftung für die Verdienste um den deutschen Film
2006
Berlinale Kamera für sein Lebenswerk
2011
Ehrenpreis der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolff“
2012
umfassende Retrospektive im Lindenau-Museum, Altenburg
2022
Jerg-Ratgeb-Preis
Strawalde lebt und arbeitet in Berlin-Karlshorst